Viele, viele bunte Smarties oder
die Farben einer eindimensionalen Welt

Ralf Peters hat sich in den vergangenen Jahren in immer neuen Ansätzen die Wahrnehmungskriterien unserer Zeit in seinen künstlerischen Recherchen beleuchtet. Dabei hat er von Begin an den Versuch unternommen, seine Arbeit von einem hohen Materialaufwand unabhängig zu machen. In der digitalen Bearbeitung vorgefundenen Bildmaterials, das ein dem Anschein nach getreues Abbild der Welt verspricht, sind so eine Vielzahl von Serien entstanden, in denen Peters Phänomene unserer Zeit neu belichtet. In einer dieser Serien traktiert der Künstler das Phänomen der Tankstelle. Die Einmaligkeit, die uns an den Verkaufsstellen der Global Players mit allerlei schmückendem Beiwerk vorgespielt wird, wird - in einer Art ironischer Rigidität und Ernsthaftigkeit - am Computer in der reinen architektonischen Form gesucht. Deshalb säubert Peters die Tankstellen von Logos, Schriftzügen und Werbetafeln. Er gleicht diese Gebäude, deren vormaliger Variantenreichtum im Zuge einer sich stetig rationalisierenden globalen Vermarktung immer eindimensionaler geworden ist, einander an, und es bleiben wunderschön illuminierte Architekturen zurück, allein durch die Leuchtkraft ihrer Farben von scheinbar unverwechselbarer Identität.
Peters interessiert die banale Formelhaftigkeit zeitgenössischer Alltagsarchitektur. In Ihrer Losgelöstheit vom städtischen Umraum erscheinen in seinen Bildern die zur Formel erstarrten Gebäude wie geheimnisvolle Zeichen einer rigiden Funktionalität, in denen sich die prägende Macht wirtschaftlicher Strukturen spiegeln. Der Schein der bunten hohlen Vielfalt, lenkt den Blick auf einen Prozess der ästhetischen Gleichschaltung, der uns beim Gang durch die Städte auf Schritt und Tritt begegnet. Geblendet von den leuchtenden Oberflächen dieser aus dem kommerziellen Kontext ästhetisch herausgelösten architektonischen Replikate schärft sich die Wahrnehmung gleichsam zu einer fundierten Kritik unseres Begriffs von einer humanen Architektur.

Carsten Ahrens

Many Many Colored Smarties or The Colors of a One-Dimensional World

In recent years, Ralf Peters has repeatedly found new ways of shedding light on the criteria for perception today. In this process, he has from the very outset endeavored to ensure his work did not require a great amount of material. Thus, he has digitally processed the images he has found - which ostensibly promise us a true depiction of the world - to create a variety of series in which specific contemporary phenomena are shown in a new light. In one of these series, he maltreats the phenomenon of gas stations. With a sense of ironic rigidity and seriousness, by means of the PC he tries to generate a pure architectural form for the uniqueness that each of these sales outlets of the global oil companies pretends to offer us - with all sorts of ornamental trappings. For this reason, he purges the gas stations of logos, lettering and ad billboards, He makes the buildings resemble one another - after all, their former variety has increasingly given way to one-dimentionality in the course of gradual rationalization through global marketing. What remains are beautifully illuminated buildings, which purportedly have an unmistakable identity rhanks to their luminescent colors.
Peters interested in the banal formula boasted by contmporary everday architecture. Once these are formulas - like some secret signs of rigid functionality that reflect the unwavering power of the business world. The semblance of colorful if vapid directs our gaze to the eradication of aesthetic difference that greets us wherever we tread in a modern city. Though blinded by the gleaming surfaces of these architectonic replicas, extracted by aestheticization from their commercial context, our perception is honed to form an in-depth critique of our notion of human architecture.

CARSTEN AHRENS